Killt KI die Content-Kommunikation?

Killt KI-Search das Content-Marketing?

Googles konkretes Commitment zur KI-Search lässt manche schon von einem Ende des Internets, wie wir es kennen, sprechen. Das ist wohl recht überzogen. Klar aber ist: Es stellt Content-Agenturen vor neue Herausforderungen – und eröffnet zusätzlich ganz neue Chancen. Die Frage ist nur, wie man diese erkennt.

Ist das Internet bald Geschichte? Diese Frage stellen sich aktuell Expertinnen weltweit – und der Grund dafür ist der doch überraschend klare Fokus von Google auf das Thema KI-Search. Tatsache ist: Allein die aktuell aktivierte kleine KI-Vorschau in der Google-Suchfunktion sorgt schon jetzt dafür, dass Unternehmen, die mit ihren Inhalten stark auf SEA und SEO setzen, einen Rückgang der von Google kommenden Klickzahlen verzeichnen. Die dahinterliegende Logik ist klar: Wenn man die Antwort in der Google-Maske bekommt, braucht man nicht mehr auf die Website zu gehen oder gar einen Blog-Artikel zu lesen.

In der Tageszeitung „Der Standard“ erörterte Journalist Andreas Proschofsky kürzlich dieses Thema sehr anschaulich – wenn auch mit einem Hang zum Fatalismus: „Wenn jetzt Google die Suchmaschine immer stärker auf KI zuschneidet, dann könnte das dem werbefinanzierten Web in seiner bisherigen Form den Rest geben.“

Google erspart uns jetzt sinnlose Leads

Eines aber ist sonnenklar: Gerade als Content-Agentur, wie wir eine sind, müssen wir uns mit diesem Thema nicht nur befassen, sondern im Interesse unserer Kundinnen dazu auch Ideen und Lösungen entwickeln. Tatsache ist, dass sich der Google-Kosmos durch diese neuen Möglichkeiten verändert. So wird die größte Suchmaschine der Welt zu einem noch besseren digitalen Lexikon, als sie es bis dato schon war (sofern die teilweise noch fehlerhaften Outputs eliminiert werden). Das bedeutet jedoch nicht, dass sie Content ersetzt oder ersetzen wird.

Beispiel aus unserem Agentur-Universum: Für unsere Kundin, die österreichische Immobilienentwicklerin UBM Development, bespielen wir schon seit vielen Jahren ein digitales Magazin, das sich vorrangig mit dem Unternehmensfokus „Holzbau“ befasst und in diesem Spektrum journalistisch aufbereitete Geschichten veröffentlicht. Frage ich aktuell bei Google einen dementsprechenden Suchbegriff ab, bedient sich die KI auf Anhieb aus diesem Blog. Und verlinkt diesen aktuell gleich an erster Stelle. Sprich: Wer mehr zum Thema wissen will, findet seinen Weg nach wie vor.

Es braucht noch hochwertigeren Content als bisher. Doch dieser wird auch höher belohnt als bisher.

Das heißt jedoch im Umkehrschluss: Nur die, die sich wirklich interessieren, kommen. Die anderen sind mit der oberflächlichen Information zufrieden – und kommen nicht. Sprich: Content bringt nach wie vor Klicks, Leads und Kundinnen – allerdings mit einem vorgelagerten Filter. Die Leads werden langfristig somit qulifizierter. Das bedeutet, Websites brauchen (noch) hochwertigeren Content als bisher. Sie müssen für Google (noch) relevanter werden als bisher. Sie brauchen Inhalte, die von der Künstlichen Intelligenz als Top-Information gesehen werden. Nur so wird man künftig auch bei Google on top sein. Und: Man muss Klickzahlen neu interpretieren und den KPI „Verweildauer“ noch höher einschätzen als bisher. Denn selbst, wenn weniger Userinnen meine Seite besuchen, sind all jene für mein Business entscheidend, die dann lange bleiben.

Personal Branding wird über Google superstrong

Außerdem ergibt sich aus meiner Sicht ein neuer Weg, um das Profil von Persönlichkeiten über Google zu schärfen. Klar, schon in der Vergangenheit gehörte Blog-Marketing auch in den Werkzeugkasten, wenn es um Personal Branding ging. Doch mit der KI-Search eröffnen sich hierfür neue und wesentlich konzisere Optionen, um als CEO, VIP oder anderes Dreibuchstabenkürzel das eigene Profil in der digitalen Welt zu schärfen. Wird der Name gegoogelt und die KI findet diesen im Content auf einer Website, wird sie diesen mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur verlinken, sondern vor allem aus diesem zitieren. 

Wer journalistisch spannende Inhalte erstellt, dem eröffnen sich schon jetzt neue Wege und Pespektiven.

Aus meiner Sicht ergeben sich für all jene, die journalistisch spannenden Inhalt und nicht Retortentexte erstellen, also schon jetzt neue Perspektiven, Wege und Optionen. Gleichzeitig dürfen wir aber nicht außer Acht lassen, dass auch Google grundsätzlich neuen und insbesondere inhaltlich hochstehenden Inhalt mag. Dieser Grundzugang wird sich aus meiner Sicht ebenfalls nicht ändern – allerdings wird er sich auch aus der Perspektive von Google anpassen, weiterentwickeln und neue Optionen ermöglichen. Welche das sein werden, weiß nicht einmal die KI – ich aber bin jedenfalls schon sehr neugierig darauf.